Kaum dreht sich eine Zwangsräumung nicht mehr um eine fünfköpfige Familie, zwar migrantischen Hintergrunds, aber immerhin Mittelschicht wollten sie gern ihre eigene Wohnung kaufen, sondern um alte, kranke, den verbreiteten üblen Nachreden zufolge gar „psychisch kranke“ und womöglich irgendwie schwierige Betroffene, da hört es auch schon auf mit der breiten medialen Zustimmung, blockierte Zwangsräumungen seien gerechtfertigt und angemessen.
Die zuvor breit getretene Solidarität mit Betroffenen wird in vielen Mainstream-Medien aufgekündigt: Wer nicht nett ist, dem darf demzufolge die Wohnung, das Zuhause weggenommen werden, der darf auch auf die Straße gesetzt werden, und sei er/sie noch so schwer krank. Denn mit so Leuten mag die bürgerliche Journaille dann doch nichts zu tun haben, und also haben die Betroffenen es nicht verdient zu wohnen, d.h. zu leben. Das ist es wohl, was man gelebten Sozialdarwinismus nennt.
Der Tagesspiegel ließ am deutlichsten die Maske fallen und entblößte sich als bürgerliches Kampfblatt für die Interessen der Haus- und Wohnungseigentümer/innen, und waren die Artikel auch noch so schlecht, einseitig und mies zusammengestümpert.
So wurde immerhin klar: Der Protest und Widerstand gegen Zwangsräumungen setzt an der richtigen Stelle an, stellt direkt die soziale Frage, unmittelbar verknüpft mit der Eigentumsfrage, und so ist es nur logisch, dass diejenigen, die in den großen Medien das Sagen haben – allesamt Hauseigentümer, gewiss! – die erstbeste Gelegenheit nutzen, um Stimmung gegen die so sehr spürbare breite Zustimmung für Zwangsräumungs-Blockaden zu machen.
Wir sind auf dem richtigen Weg. – Danke, Tagesspiegel & Co.!